IDeFix 2003
Déjà Vu

 

 

Kritik des Theatermagazins "Die Souffleuse" Ausgabe September/Oktober 2003

On a déjà vu plus mauvais...
Kritik zur Theaterrevue Déjà Vu von Idefix

Monty Python. Woody Allen, Loriot — dieses Triumvirat des Humors; diese einsamen Fixsterne unter verglühenden Schnuppen am Komikhimmel; dieses Dreigespann, dass den mit Witzen beladenen, in den Dreck gefahrenen Karren immer wieder herausgezogen hat — mit diesen also lockte lDeFix in den Romanischen Keller. lDeFix, Theatergruppe des Instituts für Deutsch als Fremdsprachenphilologie, feierte zehnjähriges Bestehen. Nun kann man diesem Ensemble keineswegs den Vorwurf machen, lediglich altbekannte Klassiker auf die Bühne geholt zu haben. Keith Hall aus Texas hat eigenhändig drei Stücke verfasst, die durch ihre Originalität frappierten. Oftmals springt die Andersartigkeit solcher Versuche ja geradezu in die Augen. Und wo man sich eben noch lachend den Bauch hielt, schweigt man plötzlich betroffen angesichts des Qualitätsschwunds. Die großartige Begleitung führt eben den Kandidaten in seiner Mickrigkeit vor. Hier aber tritt ein Unbekannter aus dem Schatten seiner namhaften Kollegen. Stünde nicht Keith Hall im Programmheft, es hätte auch dem Kopfe Eric Idles oder John Cleese' entspringen können. Und stünde nicht Keith Hall im Nachhinein auf der Bühne, ich hätte ihn den Fachleuten seiner Zunft zugerechnet, der mir bislang schlicht entgangen war.
Einmal hat er auf hinterlistigste Art das Publikum genasführt. Ein gedungener Komplize rief, als Zuschauer getarnt, mitten in die Vorführung: „Lauter, bitte!”, „Lauter, man versteht kein Wort.” In mir regte sich Unmut. Die Schauspielerin vorn, sichtlich irritiert, begann zu stottern. Darauf der Schurke im Zuschauerpelz: "Jetzt vergisst die auch noch den Text." Ich, der ich Ungerechtigkeiten in meiner Gegenwart nur dulde, wenn ich sie selbst verübe, musste eingreifen. — Ich tat‘s nicht. Aber lassen wir das. Die stotternde Schauspielerin steckte mit unter der Decke. Sie schauspielerte das Stottern. Der Mann im Publikum entpuppte sich auch als Akteur, und ich war heilfroh über meine Zurückhaltung. Hinterher tat ich, als hätte ich diese Schmierenkomödie von Anfang an durchschaut.
Auch seine anderen Stücke waren rundweg gelungen. Obwohl die Situation, in die er seine Darsteller pflanzte, immer schon unterhaltsam genug war, gab er ihr noch eine überraschende Wendung, eine unerwartete Pointe. Überhaupt war die Auswahl der Sketche und deren Inszenierung wohldurchdacht. Immer wurden Selbstbezüge hergestellt, Rollen vertauscht, das Publikum gefoppt. Die Tatsache, dass viele der Mitwirkenden ausländische Studierende waren, verlieh der Aufführung noch einen eigenen Charme, hier und da auch eine unfreiwillige Komik. Mitunter ließen sich die verschiedenen Akzente sogar im Stück verwerten. In jedem Fall verdienen die Schauspieler allein für die sprachliche Leistung Hochachtung.
Natürlich hatte ich meine Favoriten. Arjan Sohier, der – und man darf mir das nicht übel nehmen, weil es ja eine unbestreitbare Tatsache ist – ein komisches, jedenfalls für seine Rollen hervorragend geeignetes Äußeres zu Markte trug. Ob als Pastor, als Philosoph, als Archäologe – ein Stirnrunzeln, einmal die Augen gerollt in seinem lockenumhangenen Haupt und um meine Fassung war's geschehen. Auch Vedran Lerenc, der wahrscheinlich nicht schauspielerte, weil er in Wirklichkeit im selben ernsten, ja strengen Tone scherzt, wusste zu gefallen. Dimitrios Malakasis als Sokrates, mit durchgeistigtem, in sich gekehrtem Blick durch die Ränge wandelnd, würfelte allerlei Philosophenkauderwelsch durcheinander, bis es eine möglichst unverständliche, mit Sicherheit aber unsinnige Woody Allen-Weisheit ergab. Merkwürdig und schade, dass diese in den späteren Vorstellungen auf griechisch vorgetragen wurden. Es war doch immer noch genügend Witz im Nonsens.
Ließe sich ein Haar aus der Suppe fischen, wenn man wollte. Will ich aber nicht. Also bedanken wir uns, die wir als Geburtstagsgäste die Beschenkten waren und wünschen lDeFix ein neues makelloses Dezennium.

Alexander Knopf

 

 

Schauspieler:

Dian Adams (Australien)
Zack Bean (USA)
Maryna Bidenko (Ukraine)
Joachim Bürkert (Deutschland)
Daniel Fama (USA)
Laura Fisher (USA)
Kelly Foyle (Kanada)
Patricia Garcia (Spanien)
Lenka Graner (Kanada)
Andrea Gutierrez (USA)
Majtha Halasia (Griechenland)
Keith Hall (USA)
Rachel Lazar (USA)
Vedran Lerenc (Deutschland)
Dimitrios Malakasis (Griechenland)
Markus Meyer (Deutschland)
Gabor Nagy (Ungarn)
Susannah Page (Neuseeland)
Daniel Parker (USA)
Janelle Rivers (USA)
Krista Schuchard (USA)
Megan Sinner (USA)
Arjan Sohier (Belgien)
Leah Stuhlmacher (USA)
Irene Sundquist (Finnland)
Moyli Tan (Schweiz)
Sissy Taufika (Australien)
Jill Tetrick (USA)
Amy Thompson (USA)
Dana Warszona (USA)
Denitsa Yotova (Bulgarien)

 

Rahmenprogram

Peter und Gisela Sieron

Fotos

Michael Neutsch

Kostüme

Alazne Santurtun Gil (Spanien)
Micol Mari (Italien)

Theatertraining

Peter und Gisela Sieron

Inszenierung

Sigrid Meßner
Joachim Bürkert
Keith Hall